Julchen denkt:

Wir könnten jetzt ganz viel schreiben, um die folgenden Aussagen zu relativieren. Dinge wie: „Wir sind ja reiseerfahren und kennen auch Schlimmeres, wie Nairobi oder Manila“ oder „wir waren ja nur in relativ sicheren Gegenden“ oder „wir waren ja nie spät nachts draußen“ oder wie… ach keine Ahnung was noch alles.

Aber mal ganz ehrlich:

Den Teil, den wir von Brasilien gesehen haben war wunderschön und ein tolles und vor allem sicheres Reiseland! Ein paar Beispiele:

  • Spazieren am Tag duch Rio überhaupt kein Problem – haben Millionen andere Menschen auch gemacht
  • Verkäufer am Strand – ja gab’s, kamen auch vorbei. „No no thanks“ und schwupps waren sie wieder weg. Bei weitem entspannter als zB Kambodscha
  • Dunkel wirds schon gegen 17:30 (is ja Winter). Aber da sind ja noch alle auf den Beinen – gemütlich im Straßenrestaurant sitzen und dann nach Hause schlendern – super!
  • Taxi fahren gegen die Hitze war super, auch Uber ging ohne Probleme
  • Daher haben wir uns entschieden für ein paar Tage doch einen Mietwagen zu nehmen und an der Küste entlang zu fahren. Wir hatten erst Bedenken, dass die Ausfahrtstraßen durch gefährliche Viertel gehen. Auch das Gott sei Dank nicht der Fall. Wie gesagt, vllt hatten wir einfach nur Glück. Klar haben wir immer die Türen verriegelt. Aber zu einer brenzligen Situationen an Ampeln o.ä. ist es nicht einmal gekommen.
  • Der Verkehr ist bei Weitem geordneter als ich es erwartet hätte – Italien ist schlimmer! 😀 Auch in den ländlichen Gebieten und etwas weiter im Landesinneren waren die Straßen recht gut beschildert und sogar die LKWs haben sich einigermaßen an die Verkehrsregeln gehalten. 😀
  • Öhm was noch? Ordentlich! Die Straßen waren erstaunlich gut in Schuss und vor allem sauber! Auch in ländlichen Gebieten hat man immer wieder Gruppen von Arbeitern gesehen, die Grünstreifen am Rand gepflegt oder Müll gesammelt haben.

Wir haben etwas die Vermutung, das für Olympia und die WM viel in Schuss gebracht wurde und wir daher ein anderes Brasilien gesehen haben, als andere vor ein paar Jahren. Vllt ist die Polizei präsenter, Sauberkeit und Umweltfreundlichkeit stärker in den Fokus gerutscht. Vllt helfen die vielen neuen Blitzer den Straßenverkehr sicherer zu machen und Penner und Gangs wurden in Rio in andere Stadtteile gedrängt.

Egal wie, mein Fazit ist: der kleine Teil, den wir von Brasilien gesehen haben ist ein wunderbares und sicheres Reiseland. Vllt kein Deutschland aber definitiv auch kein Asien oder Afrika!

Jojo denkt:

Je länger man sich mit dem Thema Sicherheit in Südamerika beschäftigt, um so „schlimmer“ wird das Bild. Aber ist es hier wirklich so schlimm, dass man am besten nur schusssicherer Weste im gepanzerten Wagen umher fahren sollte, da überall Drogenabhängig, schießwütige Gangs lauern?

Als wir in Rio angekommen sind haben wir eine Free-Walking-Tour Stadtführung gemacht und unseren Guide gefragt, wie sicher Rio wäre. Er sagt, dass er in seinem Umfeld noch nie Probleme/Überfälle in Rio hatte – lediglich ein befreundetes Paar ist mal nach Paris gereist und wurde dort direkt überfallen…

Ich denke diese Aussage ist eigentlich ganz passend – natürlich ist Rio eine Großstadt und natürlich gibt es auch hier eine große Schere zwischen Arm und Reich aber am Ende sind es vor allem Menschen, die ihr normales Leben leben. (Und auch hier ist normal nicht gleich Kriegszustand, sondern normal seinen Lebensunterhalt bestreiten und mit seiner Familie leben).

Das heißt, ein bisschen gesunde Vorsicht ist sicher nicht verkehrt und vielleicht sollte man auch nicht seine Wertsachen zur Schau stellen und etwas drüber nachdenken ob man wirklich in einem Armenviertel sightseeing machen möchte, aber generell ist man in normalen Viertel genau so sicher oder unsicher wie in jeder anderen Großstadt.

(Eine Sonderregelung in Brasilien ist dennoch erwähnenswert – Rote Ampeln haben in der Zeit von 22:00 Uhr bis 06:00 Uhr morgens (semi-offiziell) nur noch Hinweis-Charakter im Sinne von Vorfahrt achten. Man muss nicht stoppen und darf bei Rot fahren um so potentielle Überfälle zu vermieden. Da auch Tagsüber kaum jemand stoppt, könnte es aber auch nur ein Vorwand sein 😀