Wie erfährt man in Kenia von einem wichtigen, weltumspannenden Erergnis, noch bevor man wirklich aufgewacht ist?
Die Kirchen schmeißen ihre Soundsysteme an und spielen eine Bandbreite zwischen modernem Pop und klassischem Gospel. Und Kirchen gibt es erstens eine Menge in der Gegend. Und Zweitens: wenn sie eines haben, dann gute Soundsysteme!
Also waren wir entsprechend früh informiert, dass Nelson Mandela gestorben ist.
Seitdem die Nachricht ihre Runde gemacht hat, ist hier eine Art Staatstrauer ausgebrochen und im Radio laufen nur noch Huldigungslieder über Mandela.
Außerdem wurden wir heute vom keniaweiten (?) Graduation Day überrascht. Und da Bildung über alles geht in Kenia, waren auch wirklich alle auf den Beinen. Zu einer Abschlussfeier reist nämlich immer die ganze Familie im Sonntagsstaat an. Dass die Autos, in denen sie fahren, uralt sind und fast auseinander fallen, spielt keine Rolle. Trotzdem super gestylt und in schicken Schuhen steigen die Ladys aus den Wracks. Besonders hervorgehoben seien an dieser Stelle die Frisuren der Kenianerinnen. Die sind nicht nur schick und ordentlich sondern von einer Vielfalt, von der wir deutsche Blondhaarschnösel uns noch was abgucken können. Meistens sind die Haare zu kleinen Zöpfen geflochten. Hochgesteckt, hochgebunden, am Kopf festgeflochten, halbseitig, mit Pony, ohne Pony,… Da kann man echt was machen! Schade, dass meine Haare nicht schwarz sind. 🙂
Ansonsten haben wir heute wiedermal den kenianischen Verkehr von seiner besten Seite kennen gelernt. Wie bereits erwähnt, bauen die Chinesen bisherige Sand-Schlagloch-Wege zu glatt asphaltierten, mehrspurigen Schnellstraßen aus. Der Vorteil ist natürlich, dass Autofahren bequemer und rückenschonender wird.
Allerdings hat man das Gefühl, dass viele Fahrer mit dem neuen Geschwindigkeitsrausch vollkommen überfordert sind und sich in vielen Situationen komplett verschätzen.
Wenn sich alle Autos mit 20-45 kmh bewegen, ist es prinzipiell auch nicht schlimm, falls ein überholender Wagen nicht schnell genug wieder einschert. Es ist immer noch realistisch, dass alle Beteiligten bremsen, schimpfen und eigentlich auch niemand zu schaden kommt.
Mit 70-100 kmh, wie es auf den neuen Straßen möglich ist, sieht diese Szene schon anders aus. Auch stelle ich mir vor, dass statt Blechschäden nun viel schneller (haha makaberes Wortspiel) noch schlimmere Unfälle entstehen, weil die Zeit zu reagieren und zu bremsen bei den hohen Geschwindigkeiten einfach fehlt.
Das Wissen aber auch das Verständnis, dass hohe Geschwindigkeiten vorausschauenderes und rücksichtsvolleres Fahren bedürfen ist eine Lektion, die hier wohl erst langsam und schmerzhaft erlernt werden wird.